BASIC ARCHITECTS

Christoph Oberholzer und Team

Lebensqualität in der urbanen Schweiz


Geschichtlicher Überblick

6 Generationen nach Beginn der Industrialisierung.

4 Generationen seit der Einführung des Stahlbetons.

3 Generationen nach den ersten Zonenplänen z.B. Zürich.

2 Generationen seit den ersten Grosswohnsiedlungen.

1 Generation seit der Einführung des Raumplanungsgesetzes um die Zersiedlung zu stoppen und seit den ersten Massnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität bestehender Grosswohnbauten.

Seither haben sich trotz soziologisch kritischen Erkenntnissen die rein ökonomischen Interressen in der Stadtentwicklung weltweit durchgesetzt.


Der Begriff Urbanität ist entstanden in der Antike und beschreibt das Zusammenleben in bebauten städtischen Räumen, \Baukultur, \Lebensführung, \sozialräumliche Strukturen, \Milieus und \Gemeinschaften.

Im Verlaufe der Zeit wandelte sich die Bedeutung des Begriffs in Richtung Abgrenzung des städtischen Lebens vom Leben auf dem Land oder Dorf und es entstand der Gegenbegriff „Provinzialismus“. Seit dem Buch „Die Schweiz. Ein städtebauliches Porträt“, ETH Studio Basel, 2005 jedoch wird bewusst, wie weit diese Abgrenzung zur Zersiedelung beigetragen hat. Auch die Entwicklung in den Randzonen des Siedlungsgebietes lässt sich heute mit urbaner Entwicklung zusammenfassen, unter anderem weil deren BewohnerInnen meist in den Zentren ihrer Arbeit nachgehen. Die Abgrenzung Land - Stadt äussert sich noch in der Autonomie der Gemeinden bei der baulichen Entwicklung.

„Die Gemeindeautonomie entpuppt sich immer mehr als Hemmschuh einer nachhaltigen, differenzierten und konkurrenzfähigen Entwicklung der Schweiz“.(Die Schweiz. Ein städtebauliches Porträt)

Als Beispiel sei hingewiesen auf das unschöne Erscheinungsbild von Einfamilienhaussiedlungen, oder auf die Gruppierung schwerer Baukörper von Mehrfamilienhäusern unter Schrägdächern, welche an Bauernhäuser erinnern sollen.

Der Wunsch, das ländliche Idyll in die heutige Zeit zu transferieren, führt oft zu fatalen Fehlentscheidungen was die architektonische Ausformulierung der Gebäude anbelangt. Die sinnvolle Durchmischung von Wohnungstypen und Arbeitsplätzen kommt dabei zu kurz. Es entstehen Schlafstädte ohne überzeugende gesammträumliche Konzepte.

Die Lebensqualität, resultierend aus dem Zusammenleben und dem gemeinsamen Austausch von Mensch, Tier und Pflanze wurde sowohl in den urbanen Zentren wie auch an deren Randzonen weitreichend marginalisiert, ebenso wie die Möglichkeit mit minimalem ökologischen Fussabdruck zu leben. Der Tatsache, dass heute über 30% der schweizer Bevölkerung in Single- Haushalten lebt, wird kaum Rechnung getragen.


Für eine lebenswerte urbane Zukunft ist der Gestaltung öffentlicher und halböffentlicher Lebensräume grosse Aufmerksamkeit beizumessen. Bei baulicher Verdichtung sollte soziale Durchmischung und Integration von Arbeitsplätzen auch dezentral vorherrschend angestrebt werden.


Zürich, 2015

Christoph Oberholzer